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Besuch im iHomeLab Horw

  • Autorenbild: Matteo Langenegger
    Matteo Langenegger
  • 20. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 6 Tagen

Im Besucherzentrum iHomeLab in Horw werden aktuelle Smart-Home-Technologien präsentiert. Der Besuch hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Seit 2008 betreibt die Hochschule Luzern in Horw das iHomeLab, ein international renommiertes Forschungszentrum für Gebäudeintelligenz, smartes Energiemanagement, Gebäudeautomation und intelligente Assistenzsysteme.

Es war faszinierend zu sehen, wie die Zukunft des Wohnens bereits heute greifbar gemacht wird. Besonders die Demonstrationen von Sprachassistenten haben mich in ihren Bann gezogen. Vor ein paar Jahren galten Sprachassistenten noch als Spielzeuge, doch hier wurde gezeigt, wie man sie in den Alltag integrieren und zu seinem Vorteil nutzen kann. Per Gesichtserkennung öffnete sich das Tor, und per Sprachsteuerung konnte das Ambiente verändert werden. Es fühlte sich fast magisch an. Was eine Alexa in wenigen Jahren sein kann, durfte man hier bereits voll auskosten. Am meisten begeisterten mich die Möglichkeiten, die sich durch solche Assistenzsysteme in der modernen Smart-Home-Technik ergeben. Gleichzeitig vermittelte der Rundgang auch wertvolle technische Erkenntnisse. Schnell wurde klar, dass die Smart-Home-Welt zwar viele Einzellösungen bietet, diese aber oft nicht miteinander kompatibel sind. So haben verschiedene Hersteller wie V-Zug oder Miele ihre einen Standards, die nicht ohne Weiteres miteinander kommunizieren können. Diesbezüglich sprach Professor Clemens Nieke von der HSLU von «Der Tragik des Smart-Homes». Zwar verfügt man über zahlreiche Systeme, doch sie funktionieren nicht als Gesamtsystem zusammen. Für viele Lösungen bräuchte man ein Zwischengerät, auch Bridge oder Gateway genannt, das zwei verschiedene Systeme kommunikationsfähig macht. Herr Nieke sagt jedoch, dass eine solche Bridge immer ein heikler Punkt ist, der ausfallen kann und dann mehr Stress auslöst, als wirkliche einen Vorteil bringt. Derzeit gibt es einfach zu viele Lösungen, die nicht miteinander kompatibel sind. Wenn für jeden Anwendungsbereich (Licht, Küche, Unterhaltungselektronik, etc.) separate Apps oder Steuerungen nötig sind, ist das wenig sinnvoll. Aus Nutzersicht wirkt dies wie eine grosse verpasste Chance, denn die Geräte könnten viel mehr Nutzen stiften, wenn sie besser integriert wären.

Das iHomeLab von der Hochschule Luzern
Das iHomeLab von der Hochschule Luzern

Ein Schwerpunkt der Ausstellung lag auf Ambient Assisted Living, also technischen Lösungen, die die Sicherheit von Personen im Alter erhöhen sollen. Gezeigt wurden EKG-Uhren und intelligente Bewegungssensoren, die in Wohnungen von älteren Menschen eingesetzt werden können. Eine Solche Smartwatch misst kontinuierlich die Herzaktivität und verfügt über einen Sturzsensor, der für stetige Sicherheit sorgt. Diese Systeme sind direkt mit dem Notruf verbunden, sodass im Ernstfall sofort ein Alarm ausgelöst und Leben gerettet werden kann. Gleichzeitig wurden aber auch die Herausforderungen deutlich. Die permanente Überwachung sensibler Gesundheitsdaten wirft datenschutzrechtliche Bedenken auf. Bei der Integration eines solchen Systems muss sichergestellt werden, dass die persönliche Daten geschützt bleiben, die Uhr funktioniert auch nur, solange sie getragen und regelmässig wieder aufgeladen wird. Hier spielt Vergesslichkeit eine Rolle. Selbst die beste Technik nützt wenig, wenn sie im entscheidenden Moment nicht am Körper getragen wird oder deaktiviert im Regal liegt. Diese Erfahrung hat mir gezeigt, dass Technik im Pflege- und Sicherheitskontext nicht ausreicht, sondern dass auch immer die menschlichen Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Die Dame ist mit einem smarten Sturzsensor ausgerüstet. Zudem misst der Rollator ihren Puls und der eingebaute Elektromotor unterstützt sie beim Gehen.
Die Dame ist mit einem smarten Sturzsensor ausgerüstet. Zudem misst der Rollator ihren Puls und der eingebaute Elektromotor unterstützt sie beim Gehen.

Smart-Home-Technologien haben zweifellos ein enormes Potenzial, unseren Alltag komfortabler, sicherer und energieeffizienter zu gestalten. Mein Besuch im iHomeLab hat mir einerseits diese vielfältigen Möglichkeiten sehr plastisch vor Augen geführt, vom sprachgesteuerten Wohnzimmer bis zur sensorgestützten Seniorenbetreuung. Anderseits wurde mir ebenso klar, dass die derzeit fehlende Systemintegration in der Branche eine verpasste Chance darstellt. Es enttäuscht mich zu sehen, wie viel mehr möglich wäre, wenn die verschiedenen Komponenten nahtlos zusammenarbeiten würden. Insgesamt bin ich durch diese Erfahrung sowohl inspiriert als auch ernüchtert, weil es noch grundlegende Hürden (Kompatibilität, Datenschutz, Akzeptanz) gibt, die überwunden werden müssen. Dennoch überwiegt für mich die Hoffnung, dass diese Lücken durch Standards und offene Plattformen geschlossen werden. Denn dann könnten Smart-Homes ihr Versprechen voll einlösen und uns allen ein Stück Lebensqualität zurückgeben.

 
 
 

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